Auch bei wissenschaftlichen Arbeiten kommt es auf die richtige Verpackung an. Willst Du wissen, wie Du – neben den Inhalten! – mit Deiner Hausarbeit einen positiven Eindruck bei Deiner Betreuungsperson erzeugst? Dann bist Du hier genau richtig!
Zuerst: Warum ich diesen Artikel veröffentliche?
Erstens habe ich selber viele Jahre Erfahrung bei der Erstellung von wissenschaftlichen Texten und wende die unten beschriebenen Strategien auch oft an.
Zweitens betreue ich seit langem eine Vielzahl von Studierenden und ich wundere mich immer wieder, wieso hier so wenig an der Verpackung optimiert wird.
Hältst Du Dich also an die unten ausführlich dargestellten Tipps, erhöhst Du die Chance einer besseren Note:
- Zwischen 3 und 5 Quellen auf jeder Seite!
- Sorge für Abwechslung bei den Quellen!
- Nutze auch mal ein direktes Zitat!
- Englischsprachige Quellen bzw. Zitate an prominenter Stelle!
- Nutze eine Fußnote, um einen entfernteren Aspekt kurz zu beleuchten!
- Schreibe eine Seite mehr!
(Was Du bei Zeitdruck beachten solltest, erfährst Du übrigens hier: 5 Insidertipps für schnellere Hausarbeiten)
1) Zwischen 3 und 5 Quellen auf jeder Seite
Das Verwenden von Zitaten in wissenschaftlichen Arbeiten ist ein Muss. Doch was ist die passende Anzahl? Mit einer Anzahl zwischen 3 und 5 Quellen bist Du auf der sicheren Seite!
Weniger Quellen lassen den Eindruck entstehen, dass Du nicht genug gelesen hast. Deutlich mehr als 5 Quellen zerreißen den Text. Und sind auf dem Niveau einer ersten Hausarbeit meist auch nicht notwendig (es sei denn, Du studierst an einer Universität und möchtest später in die Forschung gehen).
Dabei empfehlen sich vor allem indirekte Zitate, die Deinen eigenen Textfluss unterstützen. Und denke daran: Auch Deine Einleitung sollte mit Quellen hinterlegt sein!
2) Sorge für Abwechslung bei den Quellen
Der beste Text wirkt monoton, wenn Du nacheinander mehrmals dieselbe Quelle nutzt. Denn das wirkt, als würdest Du einfach eine Seite Originaltext in Deinen Worten wiederholen, um Deinen Platz zu füllen.
Versuche, dies zu vermeiden, indem Du für Abwechslung sorgst. Zitiere einfach eine thematisch passende andere Quelle dazwischen. Dann fällt es auch nicht mehr ganz so auf, wenn Du 3 mal pro Seite nur eine Quelle zitierst.
Und ein netter Nebeneffekt: Dein Betreuer erhält den Eindruck, dass Du nicht nur eine Publikation kennst, sondern mehrere Sachen parallel gelesen hast und Deine Aussagen auf mehrere Quellen stützt. Was ja jetzt auch stimmt!
3) Nutze direkte Zitate
… zum Beispiel bei Definitionen. Die Zitate sollten nicht länger als ein oder höchstens zwei Sätze sein.
Durch eine grafische Hervorhebung machst Du auf das Zitat aufmerksam. Zum Beispiel durch eine Einrückung oder schräge Schrift. Vergiss bei der Quellenangabe nicht, die korrekte Seitenanzahl anzugeben. Mehr als ein oder zwei direkte Zitate pro Seite sind aber nicht üblich.
4) Englischsprachige Quellen bzw. Zitate an prominenter Stelle
… können Wunder wirken. Am besten zitierst Du dafür Artikel aus wissenschaftlichen Top-Journalen. Gerade Definitionen bieten sich hierfür an, denn in den meisten Papers werden die Grundbegriffe sauber definiert. Definitionen findest Du in der Einleitung oder dem ersten theoretischen Kapitel.
Wenn Du für Deine Quelle bzw. das Zitat eine prominente Stelle in Deiner Hausarbeit wählst, wird Deine Betreuungsperson auch beim Überfliegen der Arbeit darauf stoßen.
Als Platz für Deine englischsprachige Quelle bieten sich insbesondere Deine Einleitung oder das erste theoretische Kapitel an. Direkte Zitate können durch eine hervorgehobene Formatierung besonders ins Auge springen. Oder Du nutzt eine Fußnote (siehe Tipp 5). Ein oder zwei solcher Quellen reichen meist schon aus, um einen positiven Eindruck zu wecken.
Denn die Nutzung internationaler Literatur wird Deine Betreuungsperson wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Oft gibt es darüber hinaus auch ein Bewertungskriterium „Nutzung internationaler Quellen“. So bist Du auf der sicheren Seite und pushst Deine Note nach oben.
5) Nutze eine Fußnote
…, um einen entfernteren Aspekt kurz zu beleuchten! Denn damit schlägst Du gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe:
Erstens zeigst Du nachweisbar, dass Du auch „links“ und „rechts“ des eigentlichen Themas geschaut hast. Dies ist oft auch ein Bewertungskriterium für Deine Betreuungsperson.
Du stellst zweitens unter Beweis, dass Du an den Textfluss und somit den Leser bzw. die Leserin Deiner Hausarbeit gedacht hast. Indem Du den Haupttext nicht mit Nebensächlichkeiten überfrachtest, erleichterst Du das Lesen und Korrigieren. Und es kommt nicht der Eindruck auf, dass Du Seiten mit redundanten Inhalten gefüllt hast, um auf Deine Mindestanzahl zu kommen.
Für das Setzen einer Fußnote bieten sich entferntere Aspekte an, die dennoch etwas mit dem eigentlichen Thema zu tun haben, bspw. ein zweites und nicht ganz so verbreitetes Modell oder eine Definition, die einen anderen Aspekt beleuchtet.
6) Schreibe eine Seite mehr
Oft gibt es Mindestanforderungen für die Seitenzahl, bspw. 15 Seiten für eine Hausarbeit. Natürlich ist es im Rahmen, wenn Deine Hausarbeit oben auf der 15. Seite endet …
Aber: Es könnte der Eindruck entstehen, dass Du Mühe hattest, den Platz zu füllen. Viele Betreuungspersonen schauen spätestens dann, ob Sie weitere Anzeichen für „Platzschinderei“ finden (vgl. auch meinen Artikel zu „10 Tricks, mit denen ihr nicht Platz schinden solltet“ – kommt demnächst).
Tu Dir den Gefallen und schreibe eine Seite mehr. Denn: Hat Dich das Thema nicht so motiviert, dass Du diesen und jenen Aspekt noch unbedingt mit reinnehmen musstest?
Disclaimer: Dieser Tipp bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass höhere Seitenanzahlen automatisch zu besseren Noten führen. Um in unserem Beispiel zu bleiben: Ab mehr als 18 Seiten kann der Eindruck entstehen, dass Du Dich nicht kurzfassen und auf ein Thema konzentrieren kannst. Deine Betreuungsperson muss mehr lesen und bekommt negative Vibes.
(Diese Hinweise funktionieren natürlich auch bei der Bachelor- oder Masterthesis. Probier es aus!)
Annabell
Sehr hilfreiche Tipps! Ich bin gerade mitten in meiner Masterarbeit und werde die Hinweise so gut es geht für meine Arbeit beherzigen.
Eine Frage hätte ich da noch.
Ist es für den Lesefluss besser, wenn man in einer Arbeit nur die männlich oder die weibliche Form benutzt und dies aber in einer Fußnote deutlich macht? Zum Beispiel: In der folgenden Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form verwendet. Sie bezieht sich auf Personen aller Geschlechter.
Vielen Dank
Johannes Kirch
Vielen Dank für den Kommentar.
Zuerst: Es ist ist prima, dass Sie dieses Thema aufgreifen. Denn es handelt sich um ein größeres Thema, das derzeit sowohl auf der gesamtgesellschaftlichen und politischen Ebene, aber auch der internen Ebene vieler Organisationen diskutiert wird.
In vielen Organisationen gibt es mittlerweile offizielle Sprachregelungen, die von den zuständigen Gleichstellungsbeauftragten entwickelt und abgestimmt wurden. Insofern würde ich immer zuerst empfehlen: Recherchieren Sie, ob es eine solche Regelung gibt und orientieren sich daran.
Im Falle unserer Hochschule existiert eine solche Regelung mit Wirkung für wissenschaftliche Arbeiten derzeit nicht. Diesen Fakt interpretiere ich persönlich so: Sie als Studierende sind dabei frei, das Thema so zu gestalten, wie Sie es persönlich als angemessen betrachten.
Sie haben jetzt den sicheren Schritt gewählt und tauschen sich mit Ihrer Betreuungsperson aus (mir in diesem Falle 😉 ).
Mir persönlich ist es an sich egal, wie Sie es machen. Hauptsache ist aus meiner Sicht, dass das Thema durch die Studierenden erkannt und dann eine Regelung angewandt wird, die sich einigermaßen konsistent an Varianten aus der derzeitigen Diskussion orientiert:
– Das beinhaltet an sich auch die von Ihnen angesprochene Generalklausel (oder „Gender-Fußnote“). Wenn danach aber nur noch von „den Managern“ gesprochen wird, finde ich es nicht angemessen. Diese Generalklauseln werden daher auch zunehmend aus der Amtssprache entfernt.
– Ich persönlich bevorzuge in meinen eigenen Texten genderneutrale Formulierungen wie bspw. „die Führungskräfte“, „die Teilnehmenden an der Umfrage“, „die Belegschaft“, „die Mitarbeitenden“, „Vorstandsmitglieder“ – zumal hier immer auch alle weiteren „diversen“ Geschlechter mit einbezogen sind. Da diese Neutralisierung nicht immer möglich ist (bspw. bei Ärzt·innen), empfehle ich hier dann „Ärzte und Ärztinnen“. Das sieht im Schriftbild einfach sauberer aus.
– Gendergaps wie bei „MitarbeiterInnen“, „Manager:innen“, „Kolleg.innen“ oder „Teilnehmer*innen“ können Sie auch gerne nutzen, dann aber bitte konsistent. Schön ist das im Schriftbild zwar nicht, wird aber nicht abgewertet.
Ich werde dazu – auf Ihren Anstoß hin! – einen gesonderten Blogartikel verfassen.
Viel Erfolg bei Ihrer Masterarbeit!