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Medienkompetenzen werden immer wichtiger im Personalmanagement – ein Interview mit Ingo Schünemann

Shooting für einen Filmbeitrag

Ingo, Du bist promovierter Medienwissenschaftler und hast lange in der Unternehmenskommunikation bei der ProSiebenSat.1 AG gearbeitet. Danach bist Du in die akademische Lehre gegangen und leitest als Professor den Studiengang „Medien- und Eventmanagement“ an der bbw Hochschule.

Und du bist immer noch in der audiovisuellen Industrie tätig, und arbeitest als Lektor und Producer für Spielfilme. Du bist also ganz nah dran am Thema Medienkompetenzen und welche Rolle diese in der Wirtschaft und somit für Studierende zukünftig spielen. Danke, dass Du ein paar Deiner Beobachtungen mit uns teilst und die folgenden sieben Fragen beantwortest!

Als Profi für Medienmanagement bildest Du Studierende im Themenfeld Medien aus – inwiefern sind aus Deiner Sicht Medienkompetenzen für alle Berufsanfänger wichtig?

„Medienkompetenzen sind wichtiger denn je. Sowohl in der internen als auch externen Kommunikation eines Unternehmens werden Medienprodukte von allen, nicht nur von hierfür angestellten Personen produziert. Jeder kann sich theoretisch in die kommunikativen Prozesse einbringen.

Wenn dies auch praktisch geleistet werden kann, entsteht hier ein persönlicher Vorteil gegenüber anderen Mitarbeitern, die diese Kompetenzen nicht haben. Viele Unternehmen erwarten mittlerweile diese Fähigkeiten von Absolventinnen und Absolventen, die sie einstellen.“

Viele Unternehmen erwarten mittlerweile diese Fähigkeiten von Absolventinnen und Absolventen, die sie einstellen.

Welche Bereiche würdest Du besonders herausstellen?

„Zum Beispiel Marketing in einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen, das sich, seine Produkte oder Dienstleistungen bewirbt. Dort sitzen oft nur wenige Personen oder auch nur eine Person, die sich mit diesen Aufgaben beschäftigt.

Technik und die Plattformen für selbst produzierten Medienprodukte sind vorhanden. Jetzt fehlen nur noch die Kompetenzen, die entsprechenden Medienprodukte auch herzustellen.“

Wie hat sich der Umgang mit Medien bei jungen Menschen geändert?

Durch die bestehenden Möglichkeiten hat heute jede Person, die mit den digitalen Medien aufwächst, einen intuitiven Umgang mit Medienproduktionen. Filme werden mit dem Smartphone schon im Kita-Alter produziert. Mit der Praxis und vor allem dem Abgleich mit den Werken anderer kommt ein Verständnis dazu, wie zum Beispiel Bilder gut eingerichtet werden.

Leider aber orientieren sich die Digital Natives sehr am Schwarmverhalten. Es fehlt oft eine kritische Haltung in Ergänzung zur intuitiven. Hier kann ein Schwerpunkt der Medienausbildung liegen.“

Was könnte das für das Personalmanagement heißen?

„Für das Employer Branding ergeben sich tolle Möglichkeiten. Ich habe früher für die Unternehmenskommunikation von ProSiebenSat.1 gearbeitet. Wenn Bild-Content für das Intranet produziert werden sollte, dann sind wir von der Unternehmenskommunikation dort hingegangen und haben die Fotos oder Filme produziert.

Heute machen das die Kollegen und Kolleginnen selbst, produzieren Filme über sich oder ihren Abteilungen selbst, und das möglicherweise viel authentischer.“

Wie könnten junge Personal-Profis hier einen Unterschied machen?

„Wir haben gegenwärtig in vielen Branchen einen starken Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter. Stellenausschreibungen kann jeder, da erzielen Arbeitgeber keinen Vorteil in Hinblick auf die Aufmerksamkeit potentieller Bewerber und Bewerberinnen.

Wenn sie aber etwas erzählen können – über Ihr Unternehmen, die Kollegen, die Chancen für die Mitarbeiterinnen – dann können sie einen Unterschied erzielen. Dann werden sie als Unternehmen eher wahrgenommen, und das in der „Sprache“ der Bewerber.“

Wenn sie aber etwas erzählen können – über ihr Unternehmen, die Kollegen, die Chancen für die Mitarbeiterinnen – dann können sie einen Unterschied erzielen.

Wie siehst Du die Rolle von Audio- und Video-Content in der Personalentwicklung?

„Mein Eindruck ist, dass selbst kleine Unternehmen für die Personalentwicklung immer stärker auf Audio- und AV-Content setzen sollten. Ein Mix verschiedener Inhalte und Formate lockert nicht nur die Weiterqualifizierung auf, die Mitarbeiter lernen sogar besser, denn sie werden auf verschiedenen Sinnesebenen angesprochen. Unternehmen können kurze Filme oder Podcasts produzieren und sie als Tutorials den Mitarbeitern zeit- und ortsflexibel bereitstellen. Abwechslung wird immer geschätzt.

Voraussetzung hierfür aber ist, dass der Content die nötige Qualität aufweist – technisch als auch inhaltlich. Sonst können Medieninhalte negativ auf das Unternehmen zurückfallen. Medienkompetenzen werden also im Bereich Personalentwicklung immer wichtiger. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Im Gegenteil, wir stehen hier erst am Anfang!“

Voraussetzung hierfür aber ist, dass der Content die nötige Qualität aufweist – technisch als auch inhaltlich. Sonst können Medieninhalte negativ auf das Unternehmen zurückfallen.

Möchtest Du angehenden Absolvent*innen im Bereich Personalmanagement noch etwas mit auf den Weg geben?

„Als ich um die Jahrtausendwende mein Diplom gemacht haben, lautete das Credo: „Just do it!“. Weg von zu viel Theorie, lieber mehr Praxis wagen. Sich ausprobieren. Die Fähigkeiten im Selbsttraining weiterentwickeln.

In Bezug auf die Medien-Herstellungskompetenzen würde ich heute sagen, hier besteht kaum ein Defizit mehr. Die Leute probieren sich aus. Heute kommt es eher darauf an, auch mal innezuhalten. Kritisch zu reflektieren, was jemand da tut, wem oder was es dient, welche Folgen es hat.

Heute ist es eher geboten, sich mal die Zeit zu nehmen, um in die Tiefe zu gehen. Und ich finde es sehr zukunftsweisend, dass dieser Ansatz auch in deinem Studiengang geschätzt wird, ihr Medienkompetenzen fördert. Es gibt immer mehr HR-Abteilungen, die darauf Wert legen.“

Vielen Dank für diese Einblicke, lieber Ingo!

Achtet also in jedem Falle darauf, dass die Entwicklung von Medienkompetenzen im Studium eurer Wahl nicht zu kurz kommt!

  1. jessie

    Also ich hab bei meinem Praktikum gelernt dass die Personalerreferentin eigentlich ganz froh war wenn man d aein bisschen frischen Wind reinbringt und selber mal ein Interview mit der Kamera führt und das Video schneidet, und Musik drunter legt!

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Johannes Kirch

      Prima, danke für den Kommentar! Genau das wird ja von Ingo Schuenemann betont, dass jüngere Personen natürlich eher die Sprache der jüngeren Zielgruppe sprechen. Sie wissen eher, wie bspw. ein Video oder ein Audiointerview für einen Podcast als authentisch wahrgenommen wird von der Zielgruppe und nicht aufgesetzt. Hier natürlich wichtig: Dass auch der Input seitens des Unternehmens nicht aufgesetzt wirkt!

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