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Personalentwicklung im digitalen Wandel besonders gefragt – Praxisinterview mit Diana Bister

Diana, Du bist studierte Psychologin und hast bei Kienbaum lange Zeit Unternehmen und Führungskräfte beraten. Danach hast du dich auf das Thema Agilität spezialisiert und unterstützt seitdem Unternehmen aus verschiedenen Branchen bei der agilen Transformation. Du bist mittlerweile erfolgreich selbständig und ganz nah am Puls vieler Unternehmen. Danke, dass Du ein paar Deiner Beobachtungen mit uns teilst und die folgenden fünf Fragen beantwortest!

Kannst Du in 2 Sätzen beschreiben, was Du aktuell tust?

„Ich bin Agile Transformation Coach und begleite Unternehmen dabei, agil zu werden. Dabei führe ich zum einen agile Frameworks wie Scrum, SAFe oder Objectives and Key Results (OKRs) in Unternehmen ein und begleite gleichzeitig den kulturellen Wandel. Ich arbeite viel mit Führungskräften und Teams, um sie bei der Weiterentwicklung und agilen Professionalisierung zu unterstützen.“

Warum müssen Organisationen ünerhaupt digitaler und agiler werden?

„Unternehmen sind mit einer unglaublichen Komplexität und Veränderungsgeschwindigkeit konfrontiert. Viele klassische Unternehmen sind dabei nicht so aufgestellt, dass sie schnell auf sich ändernde Kundenwünsche oder -bedürfnisse reagieren können.

Aber wer nicht schnell mitzieht, läuft Gefahr, seine Kunden zu verlieren. Die agile Arbeitsweise ermöglicht es Unternehmen sich so aufzustellen, dass sie Produkte und Dienstleistungen schneller an den Markt bringen können, bzw. bei schlechtem Feedback, schneller Justieren können.

In klassischen Unternehmen dauern manche Projekte 4-5 Jahre, bis man zum ersten Mal das Feedback vom Kunden erhält.

Das ist heutzutage eine irre lange Zeit. Im schlimmsten Fall haben sich die Bedarfe des Kunden dann schon geändert und das Produkt ist veraltet bevor es auf den Markt kommt. Die Digitalisierung schafft zum einen ganz neue Bedarfe (z.B. Streaming von Filmen/ Serien (Netflix) oder Musik (Spotify) oder Advertising via YouTube, zum anderen schafft sie auch die Möglichkeiten, schneller zu liefern.

Durch bspw. Cloud Lösungen oder automatisierte Prozesse können Unternehmen digitale Produkte schneller dem Kunden zur Verfügung stellen und Feedback erhalten.“

Welche Hindernisse gibt es zu beachten?

„Eine agile Transformation ist ein langjähriges, komplexes Unterfangen. Häufig ist den Unternehmen zu Beginn noch gar nicht bewusst, dass die Transformation Veränderungen auf strategischer, struktureller und kultureller Ebene mit sich bringt.

Alleine das Aufbauen von abteilungsübergreifenden Teams ist ein schwieriges Unterfangen, das viel Zeit für Austausch, Team Building und Working Agreements für eine effektive Zusammenarbeit erfordert.

Auf Führungsebene braucht es ein coachingorientiertes Führungsverständnis sowie viel Vertrauen in die Leistung der Teams.

Nur wenn die Führungskraft bereit ist, Verantwortung abzugeben, können Teams wachsen. In meinem Podcast Leadership Theater …unplugged sprechen mein Bekannter Alexander Maier und ich mit Führungskräften, die sehr offen von ihren persönlichen – häufig sehr schmerzhaften – Entwicklungen sprechen. Sowohl für das Individuum, die Teams als auch die Gesamtorganisation ist es ein großer Kraftakt, sich in diesem Maße zu verändern.“

Welche Rolle kann (und sollte) dabei die Personalfunktion einnehmen?

Aus meiner Sicht sind bei einer agilen Transformation vor allem die Organisationsentwickler, Change Manager und Personalentwickler gefragt. Sie haben das nötige Handwerkszeug, um Menschen und Systeme in einem Wandel zu begleiten.

„Aber auch klassische Personalinstrumente wie Zielvereinbarungssysteme, klassische Auswahlverfahren und Arbeitszeitmodelle sind in einer agilen Welt nicht mehr zeitgemäß und müssen dringend an die neuen Anforderungen angepasst werden. Hier heißt es, selbst agil zu arbeiten, kreativ zu werden und sich neu zu erfinden.“

Möchtest Du angehenden Absolvent*innen im Bachelor Personalmanagement noch etwas mit auf den Weg geben?

„Expertise in einem Bereich ist gut und wichtig, aber zukünftig wird es noch viel entscheidender sein, wie gut und schnell sich jeder einzelne in komplett neue Bereiche einarbeiten kann. Die Zukunft gehört den Generalisten. Mein Tipp ist daher, haltet die Fühler immer ausgestreckt und werdet nie müde zu lernen, auch nach dem Studium nicht.“


Vielen Dank für diese Einblicke, liebe Diana!


[Das Interview wurde per Email am 25.05.2021 geführt. Diana Bister arbeitet selbständig als Agile Transformation Coach: www.dianabister.com | LinkedIn-Profil]

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